Lange Zeit war es dann Still um ELOY. Nach der Auflösung
rechnete auch niemand mehr mit einem Lebenszeichen. Doch der kreative Funke war
nicht erloschen. Gemeinsam mit dem Keyboarder
Michael Gerlach
aus Berlin schrieb Frank erste Songs für ein neues Album.
»Ra«
kam 1988 auf den Markt und kam zur Überraschung aller Beteiligten in die
deutschen Charts. Nach den schmerzlichen Erfahrungen mit der letzten Formation
beließ Frank es vorerst bei einem Duo, bei den Aufnahmen unterstützt durch
diverse Gastmusiker.
Berufliche Verpflichtungen ließen eine sofortige Weiterführung
von ELOY nicht zu. Erst 1992 gab es dann ein weiteres Lebenszeichen:
»Destination«
wurde veröffentlicht. Die Keyboards treten bei dieser Produktion in den
Hintergrund, die Arrangements sind sehr gitarrenlastig. So wird, gewollt oder
ungewollt, die erfolgreiche, aber nicht unbedingt ELOY-Musik konforme künstlerische
Ausrichtung von Franks renommierter Hard’n’Heavy Produktionsschmiede
Horus-Sound-Studios
reflektiert. »Jeder Schritt, den wir Menschen tun, ist von unserem
persönlichen Schicksal abhängig, dem wir nicht entrinnen können.«
Laut Frank ist das die Kernaussage des Albums.
1993 ist ein besonderes Jahr in der Bandgeschichte: Das 25jährige
Bestehen von ELOY im Folgejahr soll gefeiert werden. Mit dem ehrgeizigen
»Chronicles«-Projekt,
zweier CDs mit den besten ELOY-Songs, teil in Originalbesetzung neu aufgenommen,
teils remixed oder remastered! Daran nimmt auch
Klaus-Peter Matziol
teil und so wird das ELOY-Duo zum Trio. Durch die alten Songs inspiriert, macht man sich
sogleich an die Produktion eines neuen Albums, das viel des alten Spirits beinhalten soll.
Im Herbst erscheint
»The Tides Return Forever«
und es gibt erstmals seit den 80ern wieder eine Tour. Verstärkt durch den Schlagzeuger
Bodo Schopf,
dem Gitarristen und Keyboarder Steve Mann (beide vorher bei der McAuley Schenker Group)
und den beiden Backgroundsängerinnen Susanne Schätzle und Tina Lux wird das
Vierteljahrhundert ausgiebig gefeiert, zur Freude vieler Fans.
1995 gibt es wegen starker Nachfrage noch einen zweiten Teil der Tour, auch erschien der zweite Teil von
»Chronicles«.
»Was soll dann noch kommen?«, fragt sich
Frank Bornemann? Die Antwort:
»Ocean 2«!
Dieses ambitionierte Projekt wird auch wegen des eigens zur 94er Tour gegründeten Fanclubs begonnen,
zu diesem Zeitpunkt kann man ELOY einfach nicht beenden. Das Songwriting und die Aufnahmen ziehen sich
über einen langen Zeitraum hin, aber 1998 erblickt das 16. Studioalbum das Licht der Welt.
Positive Resonanzen weit und breit schicken die Band noch einmal auf die Reise. Doch leider ist diese
Tour für lange Zeit das letzte Lebenszeichen der erfolgreichsten deutschen Progressive Rock Band ...
2003 bringt die EMI
»Timeless Passages«,
die ultimative Song-Collection, auf zwei CDs heraus. Das Produkt wird durch ein aufwändiges Cover veredelt,
das stark an alte Glanztaten erinnert. Kurz darauf erscheinen die letzten neu gemasterten alten
EMI-Studioalben. Der Backkatalog verkauft sich in ansprechenden Stückzahlen, das Interesse
der Fans ist noch immer nicht erloschen. Und so überlegt man sich bei dem von Frank
neu gegründeten und zusammen mit Martin Kleemann betriebenen Label
Artist Station,
wie man dem gerecht werden kann. 2009 kann ELOY 40jähriges Bestehen feiern: Die DVDs
»The Legacy Box«
zeigen eine Dokumentation über die Geschichte der Band, angereichert mit Videoclips,
Konzertmitschnitten und TV-Auftritten der Band. Viele der ehemaligen und aktuellen Musiker
kommen zu Wort. Aktuellen? Ja, zu diesem Anlass wird auch neue ELOY-Musik geschrieben und
aufgenommen. Mit
»Visionary«,
entsteht ein neues Album, welches an die besten Zeiten der Band erinnern wird. Frank hat
die Musiker noch einmal zusammengetrommelt und zu Höchstleistungen inspiriert. ELOY
kommt noch einmal zusammen!
Da aber Liveaktivitäten nach wie vor nicht auf der Agenda standen, wurde vielfach angenommen,
dass dieses Album nur als einmalige Geste produziert wurde, mit der sich die Band für die langjährige,
Jahrzehnte überdauernde Fantreue bedanken wollte. Auch der DVD-Titel
»The Legacy Box«,
trug dazu bei, dass diese Bezeichnung vielfach als finales »Vermächtnisdokument« für eine
abgeschlossene Karriere verstanden wurde.
Es kam aber zu einer echten Reunion der Band, die sich der Forderung nach weiteren
Konzertaktivitäten nicht zu entziehen vermochte, zumal 2011 noch eine Einladung aus den USA hinzu kam, als
Headliner beim legendären Nearfest-Festival aufzutreten. Zwar konnte dieses Konzert nicht stattfinden, weil
Frank Bornemann
zum angesetzten Termin mit einen schweren Unfall im Krankenhaus landete, aber im Herbst des selben Jahres trat die
Band dann doch noch als Headliner auf zwei großen Festivals in Deutschland (»Herzberg-Festival« und
»Night Of The Prog« auf der Loreley), sowie einem »Warming Up«-Gig in der Schweiz, nach 13 Jahren
Pause erstmals wieder live auf. Zum ersten Mal in ihrer langjährigen Karriere stand ELOY mit sechs Musikern
(zzgl. drei Gastsängerinnen) auf der Bühne, die allesamt noch aktuelle oder frühere Originalmitglieder
der Band waren. Die enorme Resonanz bei diesen Auftritten sowie die permanente Forderung der Fans nach weiteren
Konzerten bewirkte dann, dass die Band 2012 und 2013 im selben Line-Up erneut auf Tour ging. Die bei den Auftritten
mitgeschnittenen Aufnahmen kamen dann Anfang 2014 als Live Doppelalbum
»Reincarnation on Stage«
auf den Markt und landeten auf Anhieb in den Top 40 der offiziellen deutschen Albencharts.
Danach zog sich Mastermind
Frank Bornemann
zum Komponieren und Texte schreiben zurück, um sich einem seit langem geplanten Projekt zu widmen, einem als
zweistündige Rock Opera angelegten Opus, welches die legendäre französische Heldin des Mittelalters, Jeanne d’Arc,
zum Thema hat. Das bisher aufwendigste Werk der Eloy-Historie, zu welchem alle langjährigen Mitglieder der Band
ihren Beitrag im Studio leisteten, beanspruchte eine Produktionszeit von fast fünf Jahren(!) und erschien unter
dem Titel
»The Vision, The Sword And The Pyre«
als Bandversion 2017 und 2019 auf zwei Alben in Folge. Beide Alben erreichten hohe Chartspositionen, erhielten von
zahlreichen Rezensenten Bestnoten und fanden auch auf kultureller Ebene viel Beachtung.