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IMTERVIEW MIT FRANK BORNEMANN
Frage 1: Ein großes Konzeptwerk zum Thema Jeanne d’Arc
schwebt Dir ja schon lange vor. Geäußert hast Du das schon zu Beginn der Neunziger Jahre. Warum
hast Du solange damit gezögert?
Frank: Weil es aus Zeitgründen einfach nie möglich war,
mich früher in angemessener Weise so einer komplexen Aufgabe zu widmen. In den Neunzigern hatte ich
als Produzent noch zahlreiche Auftragsproduktionen im eigenen Studio zu machen, entweder für diverse
Plattenfirmen oder unseren Verlag. Zudem stand mit dem Album
»The Tides Return Forever«
bei ELOY die Reunion von einer nunmehr wieder kompletten Band und eine Anniversary-Tour an, sowie der immer
wieder glühend verlangte Nachfolger von
»Ocean«,
den unser damals neues Label GUN/BMG unbedingt haben wollte.
In den 2000er Jahren sah es mit Freiräumen für so ein großes Werk kaum
besser aus. Allein, um in diesen Jahren beginnender Marktrezession als Produzent und Studioinhaber bestehen
zu können, habe ich ohne Punkt und Komma viele Bands und Künstler produziert, und konnte erst am
Ende dieses besonders turbulenten Jahrzehnts wieder daran denken, mich eigener Musik zu widmen.
Frage 2: Warum dann erst
»Visionary«
und nicht gleich Jeanne d’Arc ?
Frank: Weil ich zunächst unserer Fan-Community, die
selbst nach dieser Riesenpause von 10 Jahren noch immer so vehement hinter der Band stand, sofort erst
einmal wieder ein Bandalbum in Originalbesetzung präsentieren wollte, welches sich im Vergleich zu
einer Rock Opera in kürzerer Zeit umsetzen ließ. Quasi als Antwort auf diese enorme Fan-Treue,
aber auch als Dankesgeste für die bemerkenswerte Wertschätzung, die ELOY aus allen Teilen der Welt
entgegen gebracht wird. Ich selbst habe das erst richtig wahrgenommen, als ich mit meinem ersten Laptop
im Internet surfen ging und dann auf den entsprechenden Portalen dieses beträchtliche Feedback
vorfand. Ich hatte wirklich bis dahin keine Ahnung, welchen Stellenwert die Band auf der internationalen
Werteskala des Art- bzw. Progressive Rock Genres einnahm.
Danach verselbstständigte sich alles. Es folgte eine ausgiebige Konzerttour im
besten Line up, die in vollen Venues stattfand. Die Stimmung war unbeschreiblich, und das dabei
aufgenommene Live-Doppelalbum sprengte mit einer Top 40 Platzierung in den offiziellen Albumcharts
alle Erwartungen. Inzwischen waren wir im Jahr 2014 angekommen und mir wurde klar, dass es jetzt
allerhöchste Zeit war, endlich das große Werk anzugehen, nachdem ich es 20 Jahre vor mir
her geschoben habe. Also trennte ich mich als erste Konsequenz von meinem großen und renommierten
Horus Sound Studio am Ende des Jahres, richtete mir ein kleines Privatstudio ein, und fing an zu komponieren.

Frage 3: Die Rock Opera
»The Vision, The Sword And The Pyre«
wurde ja schon bei der Veröffentlichung von
»Visionary«
mit einer Booklet-Beilage, und zwar als Solowerk von Dir angekündigt. Was hat Dich bewogen, nun
doch letztlich das Werk mit der Band umzusetzen?
Frank: Ausschlaggebend war dafür, dass nach dem so enormen
Erfolg der Live-Konzerte und des Live-Doppelalbums es sicher enttäuschend bei den Fans rübergekommen
wäre, wenn die Band gleich danach dann einfach wieder alle Aktivitäten einstellen würde, zumal
an Live-Konzerte parallel zu der längst angekündigten Produktion der Rock Opera kaum zu denken war.
Da dieses komplexe Werk aber sicher sowohl eine Bandversion, wie auch eine Bühnenversion
verträgt, die dann nicht von ELOY performed, sondern von einem großen Ensemble dargeboten wird, hielt ich
es für eine gute Idee und absolut legitim, mit der Bandversion zu beginnen. Pete Townshend hatte es ja
seinerzeit bei Tommy und Quadrophenia genauso gemacht.
Frage 4: Eigentlich hatten wir uns alle nach drei Jahren Wartezeit
darauf gefreut, nun dieses Werk auch in Gänze hören zu können. Nun wird aber mit Part 1 lediglich
erst die Hälfte der Rock Opera veröffentlicht. Warum? Was sind die Gründe dafür?
Frank: Die Gründe dafür sind vielfältig. Ich beginne
mal damit, dass ich selbst nicht damit gerechnet hatte, dass sich mir bei der Realisation dieses besonderen Projekts
so viel in den Weg stellen würde, was den Fortgang der Dinge immer wieder ausbremst.
Da war zunächst mal das Problem, dass es wegen diverser widriger Umstände wie Krankheit,
durch einen plötzlichen Schicksalsschlag verursacht, oder anderen Hindernissen geschuldet, der Band es diesmal
nicht gegeben war, einfach gemeinsam in den Proberaum zu gehen und jedes Detail zu erarbeiten, um es dann direkt
im Studio einzuspielen, so dass alles, soweit es die Beiträge der Bandmusiker betraf, nur über lange
Zeiträume verteilt, und von vielen Unterbrechungen begleitet, Zug um Zug aufgenommen werden konnte.
Einräumen muss ich auch, dass ich es unterschätzt hatte, welche Hürden es zu
nehmen bedeutete, wenn ich dieses Werk wirklich meinem eigenen Anspruch gemäß umsetzen wollte.
Das galt insbesondere, wenn es darum ging, die vielen Gastrollen überzeugend zu besetzen.
Unzählige Auditions und Probesessions, bis ein weiteres Detail wirklich überzeugend im Kasten war.
Insbesondere im Vocal- und Sprachbereich, aber auch bei sehr speziellen Instrumenten, die
für dieses Thema gebraucht wurden, sich aber weder im Fundus der Band befanden, noch von uns selbst gespielt
werden konnten, ließen mich oft vor einer Wand stehen, die zu durchbrechen erheblichen Aufwand mit sich
brachte, was wiederum viel Zeit in Anspruch nahm.
Hinzu kam noch, dass ich auch gezwungen war, den nicht ganz unwichtigen Part des Toningenieurs
mehrfach umzubesetzen, da kein Toningenieur über einen derart langen Zeitraum nur für ein Projekt
arbeiten kann, ohne seine übrigen Klienten zu vergraulen. Das bedeutete mitunter wahrhaft wildes Termine
navigieren und immer wieder neue Einarbeitungsprozesse, bis wirklich perfektes Teamwork erreicht war.
Schließlich hatten ich dann nach mehr als zwei Jahren Produktionszeit, inklusive der
Kompositionsarbeit, dem Texte schreiben, und den musikalischen Layouts, dennoch erst die Hälfte des Werkes
fertig und folgte dem Vorschlag meines Labels, es so zu machen, wie einst bei
»Planets« /
»Time To Turn«,
nämlich das Werk in der ELOY-Version auf zwei aufeinander folgenden Platten zu veröffentlichen. Ich
denke, dass diese Lösung auch den Fans gefällt.

Frage 5: Müssen wir jetzt wieder über zwei Jahre warten,
bis Part 2 erscheint, oder geht es schneller, wie einst bei
»Planets« /
»Time To Turn«?
Frank: Ich muss gestehen, dass ich noch längst nicht alle
Kompositionen für den zweiten Teil, mit welchem ich den ersten noch zu übertreffen gedenke, fertig
habe, und auch die Texte sind noch nicht geschrieben.
Dennoch bin ich mit all den Erfahrungen, die ich während der Produktion des ersten Teils
gesammelt habe, vor allem aber angesichts der erworbenen Kontakte, die ich dabei erst aufbauen und festigen
musste, und die mir jetzt im Bedarfsfall zur Verfügung stehen, sehr zuversichtlich, dass mir der zweite
Teil schneller von der Hand geht.
Frage 6: Wie geht es danach weiter. Wie und wann kommt das
Gesamtwerk auf die Bühne, und in wie weit unterscheidet sich diese Version dann von der Bandversion?
Frank: Es geht zunächst einmal damit weiter, dass das
ganze Werk in die französische Sprache übertragen wird. Sämtliche Vocals und Sprachpassagen
kommen dann von französischen Interpreten. Zusätzlich werden dann noch die Dialoge für die
Schauspieler geschrieben, die dann auf der Bühne agieren. Für Aufführungen in anderen Ländern
werden die Sprachbeiträge der Schauspieler dann in die jeweilige Landessprache übertragen, je
nachdem, wo die Aufführung erfolgt. Außerhalb von Frankreich bleiben die Vocalbeiträge englisch.
Auch eine Special Edition, die sich von der ELOY-Version noch in einigen Details unterscheidet, möchte ich
dann gern irgend wann noch mal als Doppel-CD herausbringen.
Sicherlich kommt dann auch noch eine DVD von dem »Spectacle Musical« (das ist die
Bezeichnung für eine Rock Opera, bei der es keine gesungenen Dialog gibt, wie im Musical) irgendwann auf den
Markt, aber das liegt noch in fernerer Zukunft.